Internationale
Chorbiennale
Aachen

Biennale-Model werden ist nicht schwer

Von Johannes Konrads


Biennale-Model werden ist nicht schwer – zumindest in meinem Fall: Olaf Rohl kommt in die Probe rein, outet sich als offizieller Biennale-Fotograf und erklärt, er brauche für ein Plakat einen „älteren Herrn“ jenseits der 60 als Model. Da es im Jungen Chor Aachen nicht gerade viele davon gibt ;), hatte ich den Job (an der Backe). Zweifel an meiner Eignung als Model wurden gar nicht erst zugelassen (Olaf hatte wohl keine Lust mehr, zu suchen). Model sein dagegen – naja, sagen wir: mit Geduld und gutem Willen ;) kriegt man’s hin. Ein bisschen nervös komme ich zum „Shoot“, wie wir Profis sagen, und kriege erstmal ‘ne Tasse Kaffee, denn im Studio ist es verdammt frisch. Olaf: „Nö, find ich nicht“ und stellt mich Jutta, der Visagistin aus Düsseldorf, vor, die schon in den Tiegeln rührt. Ich begrüße Carolina von „Carmina Mundi“, die auch schon da ist (und friert). Die Arme muss aber warten, ich komme zuerst dran – was ich ganz ungalant finde, aber der Sachzwang… Bei Männern geht das Schminken schneller, erklärt man mir. Natürlich. Also kriege ich einen fotogenen Teint und einen ungewohnten Schwung in die Frisur, sogar meine linke Hand wird bearbeitet, denn die soll mit aufs Foto. Ja, sie muss was halten, nämlich einen Stab mit einer Masken-Attrappe aus Pappe, auf die Olaf eine Art hässlichen Smiley gekritzelt hat, damit man auch weiß, dass da später mal ein Gesicht drauf zu sehen sein wird. Wie ich erfahre: meins. Na gut. Komm ich halt doppelt vor. Und dann sitze ich auf dem Stuhl, um mich herum Schirme, Leuchten, Lampen, Blenden und was weiß ich noch alles, und muss ins Objektiv schauen. Kopf rauf, vor, nein nicht so viel, weiter rechts, Hand höher, mehr links, wieder rechts, lächeln, nein, das ist kein Lächeln, zu viel!, nein, nicht die Hand runter, Finger zusammen, höher die Maske, jaa, gut, so bleiben! Klick. 135000 Megapixel oder so (jedenfalls irre viele) wandern von der Kamera zum Monitor, den ich aber nicht sehen kann, weil er seitwärts steht. Auf dem landen im Laufe der nächsten Stunde ich weiß nicht wie viele Versionen meiner Modelversuche, bei denen mich nur eins tröstet: Olaf lobt mich. Nach dem Shoot darf ich sehen, wie ich „geworden bin“. Naja, sagen wir so: Fotografieren kann er!

Di, 30.04. um 11:16 Uhr

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